Joseph Kramer

Als Reaktion auf die Angst vor Sex unter schwulen und bisexuellen Männern während der AIDS-Krise begann Kramer im Jahr 1986 damit, Taoistische Erotik-Massagekurse zu entwickeln und zu unterrichten, um eine sichere Möglichkeit zur sexuellen Verbindung mit anderen zu bieten. Aufgrund der Anwesenheit von HIV im Sperma integrierte Kramer die taoistische sexuelle Praxis der Samenretention als wesentliches Element dieser Massage.

Bei der Taoistischen Erotik-Massage stimulierten die Masseure die Empfänger genital mehr als eine Stunde lang mit dreißig verschiedenen Berührungen, Vibrationen, Zügen und sogar Pausen. Die Empfänger wurden auch in schnelles Atmen angeleitet, das ständig Geschwindigkeit und Rhythmus änderte. Die Neuheit der Berührung und des rhythmischen Atmens half ihnen, sich auf ihre körperlichen Empfindungen zu konzentrieren. Gewohnheiten wie das Abschweifen in erotische Fantasien oder Selbstkritik wurden ignoriert, während sich Männer in anhaltender sexueller Erregung vertieften. Der Berührungsteil der Massage endete mit einem sogenannten “Big Draw”, bei dem die Empfänger alle Muskeln ihres Körpers anspannten und für dreißig Sekunden den Atem anhielten, um dann in eine fünfzehnminütige Phase der Stille überzugehen, die oft von Freude, Frieden, Staunen und Klarheit geprägt war.

Im Jahr 1992 begann Kramer in Zusammenarbeit mit seiner Partnerin Annie Sprinkle damit, Taoistische Erotik-Massagekurse sowohl für Männer als auch für Frauen und non-binary Personen anzubieten. Gemeinsam filmten Kramer und Sprinkle die Anleitung zur Massage in den Filmen “Fire on the Mountain–Male Genital Massage” (1992) und “Fire in the Valley–Female Genital Massage” (1995) (Beide Videos sind bei uns erhältlich).

Ein Großteil von Kramers Arbeit bestand darin, erotische Berührung durch Filmproduktion, Regie und Unterricht zu vermitteln.